Obersee
Nachrichten, Donnerstag, 18. November 2009
Minnesänger aus der March will
Bundesbrief nach Rapperswil-Jona holen
„Der Bundesbrief gehört ins Rapperswiler Schloss“
Seit zwei Jahren
wird darüber nachgedacht, was im Rapperswiler Schloss künftig gezeigt
werden soll. Nun meldet sich ein Märchler mit einer interessanten These
zu Wort.
Der Bundesbrief
ist das bedeutendste Dokument der Eidgenossenschaft. Er besiegelt den
Verbund von Uri, Schwyz und Unterwalden und damit die Entstehung der
Schweiz. Seit 1936 ist das 32 mal 22 Zentimeter grosse Papier im
Schwyzer Bundesbriefmuseum ausgestellt. Seinen hohen Stellenwert
unterstreicht auch die Tatsache, dass Russlands Präsident Dimitri
Medwedew während seines Staatbesuches im September den Bundesbrief
besichtigte.
Romantisch
verklärte Geschichte
Wenn es nach dem
Siebner Christoph Mächler geht, werden Staatsoberhäupter wie Medwedew
den Brief künftig in Rapperswil-Jona bewundern können. „Der Bundesbrief
gehört ins Rapperswiler Schloss“, sagt Mächler. Wie kommt einer dazu,
dies zu fordern? Und vor allem: Was hat der Bundesbrief, der 1291 den
Rütlischwur besiegelt haben soll, mit dem Rapperswiler Schloss zu tun?
Mehr als man denkt, weiss Mächler: „Es gibt Gründe, die dafür sprechen.“
Seine
Informationen bezieht Mächler aus dem Buch „Gründungszeit ohne
Eidgenossen“ von Roger Sablonier. In dem 2008 erschienenen Buch
hinterfragt der an der Zürcher Universität tätige Historiker einige
offensichtlich romantisch verklärte Geschichten aus den Anfängen der
Eidgenossenschaft. Dabei kommt er zu überraschenden Schlüssen: Nach
seinen Erkenntnissen ist der Bundesbrief nicht 1291, sondern
etappenweise zwischen 1291 und 1309 entstanden.
Druck aus
Rapperswil
1309 soll der
Rapperswiler Graf Werner von Homberg auch Reichsvogt der Waldstätten
gewesen sein. Also von jener Region, die sich damals zur
Eidgenossenschaft vereinigte. Mit dem Inhalt des Bundesbriefes habe von
Homberg dem damaligen römisch-deutschen Königs Heinrich VII. beweisen
wollen, das er in seinen Ländereien für Stabilität sorgen konnte.
Sablonier kommt zum Schluss, dass die Eidgenossenschaft nicht von
tapferen und freiheitsliebenden Kerlen gegründet, sondern von aussen
aufgezwungen wurde. Nämlich vom Rapperswiler von Homberg, der
seinerseits unter dem Druck von Heinrich VII. stand.
Zu Ende gedacht
bedeutet dies: Ein Bewohner des Rapperswiler Schlosses hat die Gründung
der Schweiz initiiert. Ein Umstand, dem bei der Erneuerung des Gebäudes
unbedingt Rechnung getragen werden müsste.
Mächler kennt sich
im Mittelalter bestens aus. Einerseits aus beruflichem Interesse: Als
Minnesänger muss er über Geschichte, Kultur und Gewohnheiten jener Zeit
Bescheid wissen. Andererseits treiben ihn auch die Verbundenheit zu
seiner Heimat und Neugier an, historische Bücher zu lesen und in
Archiven zu stöbern. Speziell die Geschichte des Kantons Schwyz und der
Stadt Rapperswils interessieren ihn. Der Ursprung der Rosenstadt liegt
ja bekanntlich in der March, in Alt-Rapperswil bei Altendorf.
„Woher wir kommen“
Warum ist der
Minnesänger nun mit seiner Idee an die Öffentlichkeit getreten? Mächler:
„Ich bin Musiker und will keine Politik machen. Ich beobachte und
reflektiere. Meiner Meinung nach sollten im Rapperswiler Schloss Dinge
gezeigt werden, die uns aufzeigen, woher wir kommen und wie es früher
hier war. Wer die Geschichte gut kennt, kommt auch mit der Gegenwart und
der Zukunft besser zuercht.“ Mit der heutigen inhaltlichen Ausrichtung
des Schlosses kann Mächler wenig anfangen, ebenso mit dem geplanten
Erneuerung des Polenmuseums: „Gegenwärtig kommt mir der prächtige Bau
vor wie ein Buch, das zwei schöne Deckel und keinen Inhalt hat.“
Martin Mühlegg
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Deshalb, liebe
Homepagebesucher, habe ich nun
also beschlossen, dass der
Bundesbrief,
oder wie auch immer
wir dieses Dokument
nennen wollen, doch noch eine Weile in
Schwyz
bleiben darf.
Schliesslich hat mein Herr Wernher
den Schwyzern auch vertraut.
Christoffel |
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